Kapellengeschichte
Kapellengemeinschaft
Im Jahr 1349 als die Pest in Herzfeld große Opfer forderte, wurde seitens der Überlebenden infolge eines Gelübdes der Fonds gestiftet zum Bau einer Kapelle in der Bauerschaft Rassenhövel bei Herzfeld. Aus eigenen Mitteln wurde die Kapelle anfangs des vierzehnten Jahrhunderts erbaut und später aus den Einkünften der zugehörigen Grundstücke (ein Hektar und 17 Ar) und sonstigen laufenden Zuwendungen unterhalten.
Eigentümer dieses Fonds sind 18 namentlich genannte Stifter aus den Bauernschaften Höntrup, Rassenhövel und Uelentrup. Sie haben den Pest-Schwur offensichtlich sehr ernst genommen, da sie in damaliger Zeit nicht nur den ersten Bau der barocken Kapelle erstellten, sondern auch schon an den weiteren Erhalt des Gebäudes dachten. Dafür stellten sie Landflächen zur Verfügung, die durch die Verpachtung zum Entstehen des Kerkhoffschen Kottens führte. So war der Unterhalt der Kapelle zum Teil gesichert.
1659 war laut Aufzeichnungen dem Domherrn von Fürstenberg, Probst zu St. Martini und Archidiakon zu Herzfeld zu Ohren gekommen, dass die Kapellenpacht unnütz verschwendet worden war. Der Herzfelder Friedhof war zu dieser Zeit Sitz eines der kleineren Gerichte mit örtlicher Bedeutung. Dort erklärten die Fondsbesitzer dem Pastor F. Winkelmann, die „ einkommende Pacht nicht mehr verzehren, sondern zum Besten der Kapelle verwenden zu wollen.“
In der folgenden Zeit kann nicht deutlich erklärt werden, ob eine Ersatzkapelle erstellt worden ist, oder die alte durch Reparaturen erhalten blieb. 1831 wurden nachweislich die ausgeliehenen Kapitalien gekündigt und die zurückfließenden Gelder konnten „zum Behuf einer neuen Kapelle verwendet werden.“ Es entstand eine klassizistische Kapelle, ausgestattet mit neuen Bänken aber mit dem alten Tabernakel, da der alte Altarblock der mittelalterlichen Kapelle durch den Neubau nicht angetastet wurde.
Diese im Fachwerkbaustil entstandene Kapelle war schnell wieder baufällig, so dass 1889 schon der Grundstein für den Bau der heutigen neugotischen Kapelle gelegt wurde. Die Kapellenweihe fand vor 124 Jahren statt am 29. Mai 1890 und in den folgenden Jahren kam es zum Einbau einer Orgelbühne, sowie dem Vorbau im Eingangsbereich und Reparaturen. Finanziert wurde dies nicht nur durch die Besitzer, sondern auch mit den Beitragszahlungen der fast 70 Mitglieder aus den umliegenden Bauernschaften, die die Kapelle ebenso nutzten.
Dankenswerter weise wurde in den folgenden Jahren, in denen die regelmäßige Nutzung auf Anregung von Pfarrer Lösing aufgehoben wurde, für notwendige Arbeiten mehrfach gespendet. Der frühere Status, einer mit Rechten und Pflichten geführten, voll ausgestatteten Kapelle, wurde 1960 aufgehoben. Der im Jahr 1929 gegründete „Gregorianische Kirchenchor Rassenhövel“, der zu vielen Anlässen das „Rasseler Lied“ gesungen haben soll, löste sich 1957 auf.
Vier Patrozinien wurden besonders von den Gläubigen verehrt. Zur Ausstattung der Kapelle gehören die Statuen der St.-Barbara (2. Hälfte des 15. Jahrhunderts) eine barocke St.-Agatha-Statue und eine St.-Antonius Statue, umgeändert zu einer Darstellung des heiligen Bischofs Ulrich. Diese Kunstwerke sind heute als Leihgabe in der Ausstellung des Museums im Kreisheimathaus Liesborn zu sehen. Am Namensfest des heiligen Ulrich (4. Juli) feierte man früher auf dem umliegenden Kapellengelände das Kirchweihfest mit einem festlichen Gottesdienst und anschließendem fröhlichem Beisammensein.
Der benachbarte Kerkhoff´s Kotten hatte das Braurecht und die Schankerlaubnis, beides ist erloschen. Ferner existierten in den umliegenden Bauernschaften bis in die 60er Jahre noch Kolonialwarenläden und Handwerksbetriebe. Die Schule Rassenhövel, nachweislich 1630 entstanden, nutzte den Kapellenraum bis zum 20. August 1700. Danach fand der Unterricht in der Stube des Schulmeisters statt und 1876 musste der Besitzer von Kerkhhoff´s Kotten laut gerichtlichem Beschluss einen Morgen Land abgeben, auf dem sodann eine neue Schule erbaut wurde. Die einklassige Bauerschaftsschule, an der auch viele Flüchtlingskinder nach dem Krieg auf den Höfen wohnend unterrichtet wurden, ist 1967 geschlossen worden.
Es hat sich viel verändert in den Jahrhunderten, wie in den letzten Jahrzehnten, aber aktuell rückt die Kapelle in Rassenhövel auch bei den Jüngeren wieder in den Blickpunkt.